Berufsorientierung für Studierende
Ein Universitätsabschluss eröffnet vielfältige berufliche Perspektiven. Doch nur wenige Studierende haben zu Beginn des Studiums eine klare Vorstellung, wohin die Reise karrieretechnisch geht. Um sich auf dem zunehmend unüberschaubaren Arbeitsmarkt zurecht zu finden, braucht es frühzeitig Orientierung. Wir helfen Dir, die für Dich passende Richtung einzuschlagen und geben Tipps, um dabei Ruhe und Übersicht zu bewahren.
Wer in Deutschland Richter werden will, muss das zweite Staatsexamen ablegen; um als Arzt zu praktizieren, benötigt man eine Approbation. Tatsächlich sind nur wenige Berufe, die einen Universitätsabschluss erfordern, derart streng reglementiert: In den Geisteswissenschaften etwa gibt es kaum vorgezeichnete Karrierewege, hier steht die akademische Grundausbildung meist mehr im Vordergrund als die Vermittlung und Schärfung eines spezifischen Berufsprofils.
Auch das Studium eines pragmatischer angelegten Faches wie Medizin, Rechts- oder Wirtschaftswissenschaften ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit einer konkreten Berufswahl. Ein entsprechender Abschluss erschließt zunächst „lediglich“ das jeweilige, breite Berufsfeld.
Indes ist der Arbeitsmarkt heutzutage zwar vielfältiger denn je, damit aber auch zunehmend komplexer und unübersichtlicher. Viele angehende Berufseinsteiger fühlen sich überfordert angesichts scheinbar endloser Karriereoptionen. Auf der Suche nach dem passenden Job sind berufsorientierende Maßnahmen deshalb wertvolle Navigationshilfen – vor, während und nach dem Studium!
Wann ist der beste Zeitpunkt für eine berufliche Orientierung?
Eine erste berufliche Orientierung erfolgt idealerweise bereits zum Ende der Schulzeit, denn Dein beruflicher Werdegang ist bis auf weiteres unmittelbar mit der Wahl des Studienfachs verknüpft. Für Abiturienten gibt es deshalb eine Vielzahl entsprechender Angebote: Von Tests und persönlichen Beratungen im schulischen Umfeld bis hin zu mehrwöchige Kursen und individuellen Coachings.
Zu Beginn einer akademischen Laufbahn besitzen derartige Entscheidungshilfen allerdings nur bedingt Aussagekraft. Schließlich ist dieser Lebensabschnitt nicht nur in beruflicher Hinsicht eine bedeutsame Findungsphase. Diesem Umstand trägt auch das Hochschulsystems in seinem Aufbau Rechnung, denn eine Spezialisierung oder Schwerpunktsetzung erfolgt in der Regel erst mit dem Haupt- oder Masterstudium.
Du kannst die ersten Semester also guten Gewissens nutzen, um Dich an den Universitätsalltag zu gewöhnen. Vergiss dabei jedoch nicht, dass das Studentenleben kein Selbstzweck ist, sondern spätestens mit Ende des Studiums in der Arbeitswelt mündet. Klarheit über Deine berufliche Zukunft kannst Du in und außerhalb des Hörsaals gewinnen – entweder durch gezielte Maßnahmen, nicht selten aber auch durch Selbstbeobachtung und Reflexion.
Was bringt eine Berufsberatung?
Deine berufliche Zukunft betreffende Entscheidungen kannst nur Du allein treffen. Dennoch ist es mitunter ratsam, für den Entscheidungsprozess Hilfe von außen in Anspruch zu nehmen, zum Beispiel in Form einer Berufsberatung. Ausgehend von einer Analyse Deiner persönlichen Stärken, Schwächen, Interessen und Verhaltensmuster entwickelst Du im Gespräch ein Gespür, welche Bereiche zu Deinem Profil passen könnten. Damit Du von einer solchen Beratung profitierst, solltest Du also eine gewisse Offenheit mitbringen.
Zudem ist der Erfolg derartiger Maßnahmen auch stark zeitpunktabhängig. Setze Dich deshalb nicht unter Druck, sondern vertraue auf Dein Gespür und warte auf den für Dich richtigen Moment, um entsprechende Schritte einzuleiten. Informiere Dich zunächst über kostenlose Beratungsangebote, bevor Du für teures Geld externe Dienstleister hinzuziehst. Fündig wirst Du in der Regel bei dem Career Service oder Career Center Deiner Hochschule selbst, den Industrie- und Handelskammern, der Agentur für Arbeit oder auf Job- und Karrieremessen.
Was ist der Vorteil von Karrieremessen?
Job- und Karrieremessen bieten die perfekte Gelegenheit, um aus erster Hand unverbindliche Informationen zu bestimmten Berufsfeldern einzuholen: Unternehmen und Branchenverbände präsentieren sich als Aussteller mit Praktika und Stellenangeboten; als Besucher kannst Du Kontakte knüpfen und Mitarbeiter im persönlichen Gespräch gezielt zu ihrem konkreten Tätigkeitsbereich befragen. Zusätzlich zu den Messeständen gibt es häufig ein Rahmenprogramm, bestehend aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Beratungsangeboten.
In der Regel richten sich Jobmessen an eine klar definierte Zielgruppe. So gibt es branchen- oder studienspezifische Veranstaltungen, Messen für Absolventen oder Existenzgründer. Bevor Du Dich also blind auf den Weg zur nächsten Jobmesse machst, solltest Du zumindest grob Deine eigenen Bedarfe kennen, um das für Dich passende Format zu wählen.
Praktika und studentische Jobs
Nicht immer deckt sich unsere Selbstwahrnehmung mit der Realität. Die theoretische Auseinandersetzung mit den eigenen Vorstellungen stößt deshalb früher oder später an ihre Grenzen: Kein Selbsttest oder Beratungsgespräch kann einschlägige, praktische Erfahrung ersetzen. Denn erst im beruflichen Alltag kommen Deine Erwartungen und Annahmen effektiv auf den Prüfstand.
Verlässliche Orientierung bieten somit letztlich vor allem Praktika und längerfristige Arbeitsverhältnisse. Erstere sind in vielen Studiengängen mittlerweile obligatorisch. Weil es aber kein zu viel an Erfahrung gibt, solltest Du Dich auch darüber hinaus bemühen, während des Studiums möglichst unterschiedliche Arbeitsbereiche kennenzulernen.
Dabei ist es nicht immer entscheidend, wenn auch vorteilhaft, dass Du branchenspezifische Erfahrung sammelst: Erkenntnisse über Dich und Dein berufliches Profil kannst Du auch beim Kellnern oder an der Supermarktkasse gewinnen. Ist das Großraumbüro das richtige Umfeld für Dich? Hältst Du Dich lieber im Hintergrund oder blühst Du erst im Kundenkontakt so richtig auf? Benötigst Du Abwechslung oder bevorzugst Du Routine? Antworten auf diese und ähnliche Fragen sind bei der Berufswahl gewichtige Entscheidungshilfen!
Der Kickstart für Deine Berufsorientierung: In unserer Jobbörse findest Du eine riesige Auswahl an Praktika, Minijobs und Stellenangeboten speziell für Studierende und Absolventen.
Die Qual der Wahl?
Die Wahl des passenden Jobs ist weit mehr als der bloße Abgleich von Anforderungen und Eignung. Um qualifizierte Entscheidungen zu treffen, musst Du zahlreiche, hochgradig individuelle Faktoren berücksichtigen. Jeder hat ganz eigene Vorlieben und Abneigungen, was Arbeitsumfeld, Betriebsklima und Unternehmenskultur angeht. Diese gilt es wiederum sorgfältig mit Deinen beruflichen Ambitionen auszutarieren. Dennoch ist und bleibt Dein persönliches Wohlbefinden Grundvoraussetzung für eine erfüllende, produktive und erfolgreiche Karriere.
Desto gewichtiger eine Entscheidung anmutet, desto schwerer tun wir uns damit. Deshalb ist es wichtig, dass Du Dir vor Augen führst, dass jede Entscheidung für oder gegen eine bestimmte berufliche Laufbahn weder endgültig noch unumkehrbar ist. Die Arbeitswelt im 21. Jahrhundert ist derart dynamisch und durchlässig, dass kaum jemand ein ganzes Leben im selben Job bleibt. Dank Quereinstieg, Umschulungen und Fort- und Weiterbildungsangeboten gibt es stets Raum für berufliche Veränderung!
Die im Verlauf dieses Artikels angerissenen Parameter sind selbstverständlich auch stark abhängig von Deiner jeweiligen Lebenssituation. Im Lauf der Zeit entwickelst Du mitunter völlig andere Bedarfe und Vorstellungen als zum Berufseinstieg, parallel eröffnen sich Dir mit zunehmender Erfahrung mehr und mehr Möglichkeiten. Auf Studierenden lastet schon in jungen Jahren von verschiedenen Seiten teils erheblicher Erwartungsdruck. Mache Dich deshalb nicht verrückt, wenn Du in Dir noch keinen klaren Berufswunsch verspürst, oder Du mangels Alternativen vorübergehend eine Stelle antrittst, die nicht Deiner Idealvorstellung entspricht. Mit einer reflektierten Haltung, der Bereitschaft, bei Bedarf gezielt nachzuhelfen sowie der nötigen Portion Gelassenheit verschaffst Du Dir garantiert die erforderliche Orientierung, um voll durchzustarten!